Weltkongress zur Mobilität in Hamburg

Dr. Nikolas Hill kennt sich aufgrund langjähriger Erfahrung im öffentlichen Dienst mit den Stärken unserer Stadt und den Herausforderungen aus. Als Geschäftsführer der PLOT GmbH positionierte er Hamburg im Wettbewerb um die Ausrichtung des Weltkongresses für Intelligente Verkehrssysteme 2021 (ITS-Intelligent Transportation Systems). Und Hamburg erhielt den Zuschlag. Nikolas Hill erzählt, warum trotz aller technologischen Fortschritte der Mensch im Mittelpunkt steht.

Der ITS-Weltkongress wird 2021 nach Hamburg kommen, Nikolas Hill. Was zeichnet Hamburg im Vergleich zu den anderen Bewerbern aus?

Das Besondere an Hamburg ist, dass hier alle Arten von Mobilitäts- und Verkehrsträgern in einer dichten Stadtstruktur zusammenkommen. Vom Fußgänger bis zum Flugzeug ist alles da. Natürlich hat auch Dubai einen Hafen und einen Flughafen, aber haben Sie da mal jemanden Fahrrad fahren gesehen und das als Herausforderung begriffen? Natürlich nicht! Hamburg ist keine Retortenstadt, die irgendwo mitten in eine Wüste gebaut wurde, sondern eine Stadt, die aus gewachsenen Strukturen heraus Lösungen entwickeln muss. Was wir hier an Lösungen finden, kann man auf andere gewachsene Strukturen in der ganzen Welt übertragen. Deswegen haben wir auch den Anspruch, unter dem Schlagwort „City of Solutions“ Lösungen zu präsentieren und eben nicht nur vermeintlich schöne Szenarien für die Zukunft.

Was muss bei neuen Mobilitätskonzepten unserer Stadt bedacht werden?

Auf der einen Seite eröffnen uns die technischen Möglichkeiten neue Lösungen für ganz viele Probleme, unter denen urbane Räume heute leiden. Das wird aber alleine nicht ausreichen. Es wird in Zukunft auch darum gehen, ob die Menschen sich in einem autonomen Fahrzeug sicher und gut aufgehoben fühlen – obwohl es von keinem Menschen mehr gesteuert wird. Also dreht es sich eher um emotionale als um rationale Fragen: Was passiert eigentlich mit den Daten, die ich dem System zur Verfügung stelle? Wird künftig ein Algorithmus darüber entscheiden, ob ein autonomes Fahrzeug in einer Konfliktsituation die richtige Entscheidung treffen und den Fußgänger oder Fahrradfahrer schützen wird? Die Digitalisierung von Mobilität ist nicht nur ein technisches, sondern auch ein gesellschaftspolitisches Thema. Das Andere ist dann die Frage nach dem Komfort und der Finanzierung. Wenn ich mir die Frage stelle, wie ich möglichst unkompliziert und kostengünstig von A nach B komme, dann muss jedes einzelne Segment aus dem Fahrplan funktionieren und attraktiv sein.

Viele denken bei dem Wort „Intelligente Verkehrssysteme“ an ein groß angelegtes Projekt, das irgendwann zur durchgeplanten Stadt führt. Ist das so? Wie wird die neue Mobilität entwickelt?

Wir haben heute viele Fahrräder und alte Autos, die in der Stadt unterwegs sind, und diese werden auch künftig noch fahren! Sie werden dann in einem Miteinander mit den neuen Angeboten funktionieren müssen. VW hat zum Beispiel angekündigt, dass sie Mitte nächsten Jahres mit einem eigens für das Carpooling gebauten Shuttle-Bus auf Hamburgs Straßen kommen wollen, der bald sogar autonom fahren soll. Deswegen werden aber die klassischen Fahrzeuge und Verkehrsträger nicht plötzlich verschwinden, sondern man muss sich auf einander abstimmen. Das wird kein Prozess, in dem wir einfach einen Schalter umlegen und plötzlich ist alles neu und anders. Es geht um eine schrittweise Veränderung.

Was motiviert Sie persönlich, in Hamburg als Modellstadt für die Zukunft zu investieren?

Was mich und meine Partner bei der PLOT GmbH motiviert, ist die Frage: Was kann man über das wirtschaftliche Wachstum hinaus an Mehrwerten schaffen, die für die Gesellschaft sinnstiftend sind? Die Themen, um die es beim ITS-Weltkongress geht, sind von großer Relevanz für die Zukunftsfähigkeit dieser Stadt. Wie können wir mit Problemen umgehen, vor denen wir heute schon stehen und die mit wachsendem Verkehr noch an Schärfe zunehmen? Letztlich geht es darum, in einem Umfeld zu leben, das eine saubere Luft garantieren kann, gesunde Lebensverhältnisse ermöglicht und idealerweise den Raum in der Stadt, der heute noch für den Verkehr gebraucht wird, wieder für die Menschen öffnet.

 

 

Autorin: Julia Barthel

Foto: Dr. Nikolas Hill, Geschäftsführer der PLOT GmbH © Fritz Brinkmann

1. November 2017 von Redaktion

Kategorien: Hamburg wächst, Wissensdurst

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