Repair Cafe

Repair Café: Aus alt mach neu

„Toaster kaputt? Neuen kaufen!“ – das war einmal. Im Repair Café werden Lieblingsstücke gerettet. Das ist gut für Eigentümer und Umwelt.

„Normalerweise benutze ich Öl zuhause für die Pfanne. Das hier kann ja keiner ahnen.“ Grinsend beugt sich Helga über ihre kaputte Nähmaschine aus den 1950er-Jahren. Ihre langjährige Freundin Theresia ist gerade kräftig am Instandsetzen. Sie ölt das olle Ding, was das Zeug hält.

„Ich wusste gar nicht, dass du so viel von Technik verstehst, Theresia“, freut sich Helga. Sebastian, der vom Fach ist und eigentlich die Nähmaschine reparieren sollte, wendet sich beruhigt seiner nächsten Aufgabe zu. Die zwei Freundinnen kann er alleine lassen.

Wie Helga haben heute über 65 weitere Besucher ihre alten und kaputten, aber geliebten Stücke ins Repair Café im Kulturhaus Eppendorf gebracht. Gegen eine Spende werden hier von Fachleuten Elektrogeräte, Kleidung, Schmuck, Möbel und Fahrräder wieder fit gemacht. Wegwerfgesellschaft war gestern.

Repair Café
Fahrradreparatur mitten im Raum – im Repair Café ein ganz normaler Anblick.

Erfolgreiche Entwicklung – weltweit schon über 400 Repair Cafés

Die Idee der Repair Cafés entstand 2009 in den Niederlanden. Mittlerweile ist es eine weltweite Erfolgsgeschichte, es gibt gut 400. In Deutschland sind es inzwischen mehr als 100, davon zehn in Hamburg – unter anderem in Altona, Sasel und Eppendorf. Sogar spezielle Angebote für Kinder gibt es. Im Kulturhaus Eppendorf findet das Repair Café heute zum zweiten Mal statt. 18 ehrenamtliche Aktivisten haben organisiert, aufgebaut und Reparaturmaterial besorgt.

Klaus nimmt sich an diesem Samstag gerne die vier bis fünf Stunden Zeit, um mitzuhelfen. „Die Leute sind so glücklich, wenn ihre Lieblingsstücke wieder funktionieren“, sagt der Elektro-Installationsmeister, „und ich habe Spaß am Basteln.“

Lieblingsstücke werden vor dem Wegwerfen bewahrt

Neben Klaus’ Werkplatz steht ein rotes Plastiksparschwein. Die Spenden der zufriedenen Cafébesucher werden für Mietkosten und den Kauf der Materialien benötigt. Die Wartenden können sich im Nebenraum mit Kaffee und Kuchen stärken. Oft ist Gelegenheit für einen fröhlichen Klönschnack zwischen Besucher und Repairer.

Barbara hat ihre cremefarbene Lieblingslampe mitgebracht. Diese stammt aus Neuseeland und hat einen ungewöhnlichen Mechanismus, das konnte sie selbst nicht reparieren. „Materiell ist sie kaum etwas wert, bedeutet mir aber emotional sehr viel“, sagt Barbara.

Dies sei meist so im Repair Café, bestätigt Organisatorin Elisabeth Kammer vom Verein „MARTINIerLEBEN“ . „Die Leute bringen Dinge, von denen sie sich nicht trennen mögen.“ Sogar zerfranste Uralt-Rucksäcke aus Kinderjahren waren schon dabei.

Bewährtes Konzept – Hilfe zur Selbsthilfe

Plattenspieler, Regenjacke, Bügeleisen, Modellhubschrauber und ein PC zählen heute zu den ersten Stücken. Nicht immer kann geholfen werden, der Besucher mit seinem kaputten Computer muss unverrichteter Dinge wieder abziehen. Es fand sich leider niemand, der auf Hardware spezialisiert ist.

„Natürlich gibt es bei uns keinen Anspruch auf bestimmte Leistungen, wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe an“, betont Elisabeth Kammer. So werden die Menschen wieder eigenständiger. Das ist trotz allen Willens oftmals gar nicht so einfach: Die Geräte lassen sich heute schlechter reparieren als früher.

Autorin: Anja-Katharina Riesterer
Bildbeschreibung Titelfoto: Besucher und Repair-Aktivistin verstehen sich prima – Klönschnack ist hier inklusive.

21. Oktober 2014 von Redaktion

Kategorien: Hamburg hilft, Tatkraft

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