Mein Hamburg: Ulrike von Albedyll

Was lieben die Hamburger an ihrer Stadt – und was nicht? Was bewegt ihr Leben oder was wollen sie bewegen? Menschen erzählen über ihre Leidenschaften, Lieblingsorte und ihr Leben in unserer Metropole. Wir fragen Ulrike von Albedyll, Landesgeschäftsführerin der DEHOGA Hamburg.

Schon gleich mit ihrer ersten Bewerbung fand Ulrike von Albedyll ihren Traumjob beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Hamburg, zunächst als Assistentin der Geschäftsleitung und kurz danach dann als Geschäftsführerin. Seit 2016 ist die Juristen als Landesgeschäftsführerin für rund 2.000 Mitglieder zuständig, berät und informiert Hoteliers und Gastronomen, um ihnen den Alltag zu erleichtern.

Hamburg als Touristen- und Businessstadt ist Ihnen wie kaum sonst jemandem vertraut. Wie blicken Sie auf Hamburg?

Ich bin in Hamburg aufgewachsen und finde, dass sich die Stadt in den letzten zwanzig Jahren ungeheuer entwickelt hat. Sie hat an Attraktivität gewonnen, für uns Bürger, aber auch für die Touristen. Das hat sich natürlich auch in meiner Branche bemerkbar gemacht. Es sind immer mehr Hotels dazugekommen, viele Kettenhotels, aber, und das freut mich sehr, auch viele privat geführte Hotels. Zusätzlich hat die Gastronomie reichlich an internationaler Vielfalt gewonnen. Allerdings gibt es auch viele Betreiberwechsel, dennoch bleibt das Angebot sehr groß und abwechslungsreich.

Worin liegen die Ursachen für diese Entwicklung?

Das hat viele Gründe. Die Politik, aber auch die Ideen einzelner Unternehmen haben die Stadt sehr vorangebracht. Vor zwanzig Jahren hatte Voscherau ja gerade einmal über die HafenCity nachgedacht, nun steht da ein neuer Stadtteil.

Die Stadt ist außerdem an Schönheit kaum zu übertreffen. Ich liebe die Elbe. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, fuhren dort kaum Schiffe. Heute sieht man ein Containerschiff größer als das andere. Die Elbe lebt wieder.

Hamburg profitiert natürlich auch von dem veränderten Reiseverhalten der Menschen. Früher war Fliegen noch etwas Besonderes, durch die Billiganbieter fliegt heute jeder überall schnell hin. Wir sind sehr beliebt bei den Österreichern und Schweizern, die uns per Flugzeug schnell erreichen.

Was macht eine Stadt attraktiv?

Damit eine Stadt attraktiv ist, muss sie vielseitig sein. Hamburg hat ja nicht diese historischen Highlights wie Paris, London und Rom. Aber Hamburg hat sehr viel Grün, eine schöne bauliche Substanz, liegt an einem großen Fluss, hat mittendrin einen großen See (lacht) und viel Kultur. Es sind nicht die typischen Sehenswürdigkeiten, die die Touristen hier herziehen, sondern die Vielfalt der Stadt. Wachgeküsst als Touristenstadt wurde Hamburg durch die Musicals. Sie haben zu einem beträchtlichen Erfolg geführt.  Nun trägt die Elbphilharmonie dazu bei, dass Hamburg in der Welt noch bekannter wird. Hamburg hat den Touristen auch viele attraktive Hotels zu bieten.

Wie ist Hamburg da aufgestellt?

Es hat zwar einen Verdrängungswettbewerb von kleineren privaten Hotels zu größeren Kettenhotels gegeben, aber es sind auch bei den Größeren privatgeführte Hotels dazugekommen, etwa das Fontenay oder das Tortue in der ehemaligen Baubehörde. Auch The George in St. Georg, das Gastwerk in Bahrenfeld, der Süllberg oder das Louis C. Jacob sind Privathotels. In diesem Jahr wird das Pierdrei in der HafenCity eröffnen. Das Vier Jahreszeiten, unser traditionsreichstes Haus, ist zwar kein Privathotel mehr, sondern gehört inzwischen zur Fairmont-Kette, hat aber seinen privaten Charakter bewahrt. All dies ist ein Gewinn für die Stadt.

Kann der Verband die Entwicklung beeinflussen, welche Aufgaben nimmt er wahr?

Das können und wollen wir auch nicht. Als Arbeitgeberverband ist die DEHOGA eine Interessensvertretung für unsere Mitglieder. Wenn es kritisch auf dem Markt wird, sind wir als Verband gerne Mahner. So weisen wir gerade darauf hin, dass das, was dem Hotelmarkt bevorsteht, uns zur Sorge treibt. Lange Zeit gab es in Hamburg eine komfortable Situation. Nachfrage und Kapazitäten sind beide gleichmäßig angestiegen. Meistens war sogar die Nachfrage etwas höher als das Angebot. Das hat sich im letzten Jahr verändert. Erstmalig haben wir nach vielen Jahren eine Trendwende. Es kommen sehr viele neue Hotels in den nächsten drei Jahren hinzu, mit bis zu 15.000 zusätzlichen Betten eine Kapazitätssteigerung um etwa 25 Prozent. Das wird zu einem Konkurrenzkampf führen. Da hoffen wir, dass die Politik uns hört und natürlich auch diejenigen, die hier investieren wollen. Wenn aber unbedingt jemand ein Hotel eröffnen möchte, wird er es tun, auch unter den erschwerten Bedingungen wie Fachkräfte- und Wohnungsmangel.

Köche sind inzwischen berühmt. Ist das Hotel- und Gaststättengewerbe populärer geworden?

Der Kochberuf ist – auch durch TV – inzwischen angesehener als früher.  Bei den Jugendlichen gibt es dadurch sogar den Berufswunsch „Fernseh-Koch“. Darüber muss ich immer wieder schmunzeln. Ansonsten ist das Ansehen die Branche unverändert geblieben. Es ist eine sehr abwechslungsreiche Branche, die ihre Stärken hat, aber auch Schwächen. Die großen Hotels und Sterne-Restaurants entfalten einen gewissen Glamour. Andererseits sind Arbeitszeiten und die Bezahlung nicht immer für jeden attraktiv. Ich persönlich finde die Branche sehr liebenswert, bunt und spannend.

In den großen Hotels entfaltet sich aber doch fast immer Glamour oder?

Viele empfinden da sogar eine gewisse Hemmschwelle. Während des Studiums in den 80er Jahren sind wir öfter ins Elysée gegangen, um einen Cappuccino zu trinken. Ich hätte mich nie ins Vier Jahreszeiten getraut. Aber Eugen Block hat es geschafft, sein Hotel für jedermann zu öffnen. Wir haben über viele Jahre versucht, solche Hemmschwellen aufzuheben, zum Beispiel mit Tagen der offenen Tür. Das hat es nun lange Zeit nicht mehr gegeben, aber in diesem Jahr wollen wir das zusammen mit vielen Partnern wieder anbieten. Hamburger können dann einmal hinter die Kulissen der Hotels schauen. Ich finde es schön, wenn die Menschen in der Stadt auch einen Bezug zu den Hotels haben.

Sie sind von Haus aus Juristin, was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?

Ich bin nächstes Jahr 25 Jahre beim Verband. Kein Tag ist wie der andere, es passiert immer irgendetwas Spannendes. Ich habe viel mit Menschen zu tun, aber auch mit sehr vielen unterschiedlichen Themen, wie Berufsbildung, Hotelklassifizierung, mit rechtlicher Beratung und mit der Politik. Ich möchte mit niemandem tauschen. Meine erste Bewerbung nach meinem zweiten Staatsexamen hat mich zum Verband gebracht  – und ich bin geblieben.

 

Reisen Sie selbst viel? In welchem Hamburger Hotel würden Sie gerne mal übernachten, wo essen gehen?

Ich bin viel gereist, allerdings in den letzten Jahren „sesshafter“ geworden. Ich würde meine Übernachtung in Hamburg davon abhängig machen, was ich vorhabe und mir dann ein Hotel in der Nähe suchen, gerne ein Hotel mit Seele, eines mit besonderem und privatem Charakter. Und bei den Restaurants, ja, das dürfte ich eigentlich nicht sagen, gefällt mir das Hygge in Flottbek, auch weil es wenige hundert Meter von meiner Wohnung entfernt ist. Es wurde vor zwei Jahren vollkommen umgestaltet und ich bewundere den unternehmerischen Mut. Es ist nicht einfach, immer den Zeitgeist zu treffen und dann auch noch gut angenommen zu werden. Ich ziehe allerdings auch meinen Hut vor Familie Kowalke mit dem Fischereihafen Restaurant und Familie Süße mit der Schlachterbörse, die seit vierzig Jahren ihre Restaurants mit kontinuierlicher Qualität führen. Das ist eine große Leistung.

Wenn Sie in die Zukunft blicken, was wünschen Sie sich für Ihre Branche?

Der Hotellerie wünsche ich, dass der Tourismus so erfolgreich weiter läuft wie in den letzten Jahren und dass sich die wachsenden Kapazitäten nicht negativ bemerkbar machen. Der Gastronomie wünsche ich Menschen, die Mut zeigen, neue Ideen zu entwickeln. Schließlich ist es auch für uns Hamburger spannend, neue Restaurants und neue Küchen kennenzulernen. Ich glaube, dass die vegetarische Küche eine immer größere Rolle spielen wird und auch nachhaltige Konzepte. Neue Ideen kommen meist aus London, den USA und mittlerweile auch aus Asien, weniger aus Deutschland.

Wohin lockt es Sie in Hamburg als Privatperson?

Ich liebe die Elbe, den Strand von Wittenbergen und den Jenisch Park. Dort gehe ich gerne spazieren, auch bei schlechtem Wetter. Morgens in der Strandperle zu sitzen und zu frühstücken, ist wie Urlaub. Im letzten Jahr habe ich tatsächlich Urlaub in Hamburg gemacht. Ich habe überlegt, wo ich mich in Hamburg nicht so gut auskenne und habe mich für ein kleines Hotel in Curslack direkt an der Doveelbe entschieden. Dort habe ich ein paar Tage verbracht. Als Hamburgerin aus dem Westen habe ich kaum Beziehung zum Hamburger Osten. Es war sehr schön, die Gegend dort zu entdecken.

Haben Sie ein Lebensmotto, Lieblingszitat, Lieblingsschnack?

Ich möchte an meinen Aufgaben und den mir gestellten Herausforderungen wachsen und mich dadurch immer wieder verändern.

 

 

 

Autorin: Herdis Pabst
Tielfoto: Ulrike von Albedyll  © Ulrike von Albedyll  / DEHOGA
Foto: Ulrike von Albedyll vor dem Rathaus © Ulrike von Albedyll  / DEHOGA

20. März 2019 von Redaktion

Kategorien: Hamburg berät, Mein Hamburg, Unternehmenslust

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