Interview mit Monika Kraus-Wildecker

Das bessere Arbeitsleben

Demografischer Wandel, Innovationsdruck und anspruchsvolle, aber gesuchte Fachkräfte: Es gibt viele Gründe, warum Unternehmen um Mitarbeiter werben müssen.

Monika Kraus-Wildegger hat die Plattform GOODplace gegründet, die engagierte Unternehmen ihren High-Potentials näher bringt: Firmen können anhand konkreter Aktivitäten zeigen, was sie zu einem guten Arbeitsplatz für Mitarbeiter macht. Das informiert Arbeitssuchende, aktiv wie passiv Suchende, und inspiriert andere Unternehmen.

Was zeichnet die Firmen auf Ihrer Seite aus?

Monika Kraus-Wildegger: Wir haben definiert, was ein GOODplace auszeichnet und dazu acht verschiedene Kategorien entwickelt. Flexible Arbeitsmodelle spielen zum Beispiel eine ganz wichtige Rolle. Die Menschen möchten heute Familien- und Berufsleben besser miteinander verbinden können. Wie offen die Kommunikationskultur ist, ist ebenfalls ganz wichtig: Wissen die Mitarbeiter, was in ihrem Unternehmen passiert und ist ihre Meinung wichtig? Oder werden sie immer nur vor vollendete Tatsachen gestellt? Ob sich ein Unternehmen sozial und ökologisch engagiert, ist ebenfalls entscheidend. Genauso wie Fairness und Gleichberechtigung – um nur ein paar Punkte zu nennen.

Wieso brauchen wir GOODplaces?

Monika Kraus-Wildegger: Den Anstoß haben gesellschaftliche Veränderungen gegeben: Mit den Millenials – also diejenigen, die nach der Jahrtausendwende ins Arbeitsleben eingetreten sind – gibt es eine Generation, die das fordert, was sich ihre Eltern nicht getraut haben: Sie wollen ein gutes Leben – und zwar jetzt. Sie wollen eine Arbeit, die Sinn stiftet und Spaß macht. Ihnen ist es wichtig, Arbeit- und Privatleben so miteinander in Einklang zu bringen, dass keines von beiden zu kurz kommt. Das heißt viele dieser Generation arbeiten lieber weniger, um sich auch ihrer Familie oder ihren Hobbies widmen zu können. Sie wollen also nicht auf die Rente warten, um in ihrem Leben das zu tun, was sie außer ihrer Arbeit erreichen möchten.

Wie können Unternehmer darauf reagieren?

Monika Kraus-Wildegger: Weil der Erfolg vieler Unternehmen auf der einen Seite durch den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel bedroht wird – und auf der anderen Seite durch die immer größere Konkurrenz eines zunehmend globalisierten Marktes. Der Innovationsdruck wird immer größer – und damit steigt auch die Bedeutung besonders kreativer und qualifizierter Mitarbeiter. Der Arbeitsmarkt hat sich inzwischen in vielen Bereichen zugunsten der Bewerber gewandelt. Heute fragen hochqualifizierte, junge Arbeitnehmer selbstbewusst, warum sie bei diesem oder jenem Unternehmen anfangen sollten.

Wie wird man ein GOODplace?

Monika Kraus-Wildegger: Sie müssen es vor allem ehrlich wollen. Kosmetik reicht in Zeiten des Social Web nicht mehr. Was in den Unternehmen nicht gut läuft, sickert über die Sozialen Plattformen schnell nach draußen. Wer es jedoch ernst meint, kann an unterschiedlichsten Stellen anfangen – das hängt stark von der Unternehmenskultur ab. Generell empfiehlt es sich, einen Mitarbeiter als Ansprechpartner für die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu betrauen – einen so genannten Feelgood Manager. Dieser sollte über eine hohe soziale Kompetenz verfügen, auf Mitarbeiter zugehen können, das Unternehmen kennen und das Vertrauen der Geschäftsleitung besitzen. Erste Unternehmen setzen bereits erfolgreich Feelgood Manger ein. Auf GOODplace stellen wir das neue Berufsbild und einzelne Personen vor.

Wie hat alles angefangen?

Monika Kraus-Wildegger: Ich habe viele Jahre in China und Vietnam gearbeitet und dort Nachhaltigkeits-Programme entwickelt, mit denen die Arbeitsbedingungen in Zulieferbetrieben von internationalen Markenunternehmen verbessert wurden.. Dann habe ich eine Familie gegründet und bin nach Deutschland zurück gekommen. Hier habe ich nach einer sinnstiftenden Arbeit gesucht, bei der sich ein spannendes Aufgabengebiet mit der Familie unter einen Hut bringen lässt. Bei meiner Suche, passende Unternehmen zu finden, hat mir eine zentrale Anlaufstelle gefehlt auf der ich transparente und glaubwürdige Informationen von Unternehmen finden konnte. Und so habe ich im Sommer 2012 die Plattform GOODplace gegründet, auf der Unternehmen ihr konkretes Engagement für Mitarbeiter, Umwelt und Gesellschaft präsentieren und Mitarbeiter und Arbeitssuchende diese bewerten und kommentieren können.

Wie sieht Ihre Vorstellung von einem guten Arbeitsplatz aus? Schreiben Sie uns einen Kommentar oder schicken Sie uns eine E-Mail an redaktion@hamburgschnackt.de.

Portrait: Monika Kraus-Wildegger, Goodplace Über die Interview-Partnerin:

MONIKA KRAUS-WILDEGGER

Monika Kraus-Wildegger ist Social Entrepreneurin und hat die Hamburger Plattform GOODplace gegründet. Ihr Ziel ist es, Unternehmer dazu zu motivieren, ihren Arbeitnehmern eine positive und zufrieden stellende Arbeitsumgebung zu bieten. Mit dem zunehmenden Fachkräftemangel sieht sie dies als eines der wichtigsten Aufgaben, um Unternehmen für die Zukunft fit zu machen.

www.goodplace.org

22. Juli 2014 von Redaktion

Kategorien: Hamburg arbeitet, Unternehmenslust

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