Interview: Thomas Leppert über den Heldenrat

Hamburgs Heldenrat

Vor acht Jahren gründete Thomas Leppert den Heldenrat in Hamburg (www.heldenrat.org). Heute besteht der Verein aus rund 15 Ehrenamtlichen, die soziale Projekte und Social Entrepreneurs kostenlos in Sachen Management begleiten und qualifizieren. Wir haben Thomas Leppert getroffen und mit ihm über die Arbeit und Erfolge des Heldenrats gesprochen.

Wie ist der Heldenrat entstanden?

Thomas Leppert: Als ich vor zehn Jahren nach Hamburg zog, wollte ich mich sozial engagieren. Ich habe bei der Initiative »Start Social« (www.startsocial.de) mitgemacht, bei der soziale Projekte für drei Monate Coaching und Begleitung von Berufstätigen aus der Wirtschaft erhalten. So habe ich damals »Viva Con Agua« in ihren Anfangstagen unterstützen dürfen (www.vivaconagua.org). Das war eine tolle Erfahrung und ich wollte diese Idee weiterentwickeln– allerdings ganzjährig verfügbar, niedrigschwellig und ohne die Hürde eines Wettbewerbs. Gemeinsam mit meiner Kollegin Hilke Posor habe ich dann den Heldenrat gegründet.

Wie sieht eure Begleitung aus?

Thomas Leppert: Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten: Bei Beratungsprojekten treffen wir uns mit den Projekten an zirka drei bis fünf Abenden, um mit ihnen gemeinsam an ihrer konkreten Fragestellung zu arbeiten. Bei unserer Kurzberatung setzen wir uns einmalig mit der Initiative zusammen und geben ein konzentriertes Feedback aus unserer Perspektive auf das Problem der Initiative. Und die dritte Möglichkeit ist, dass mehrere Projekte an einem unserer Workshops teilnehmen. Diese behandeln Themen wie Fundraising, PR, Teamarbeit und ähnliches – wobei uns der Austausch der Initiativen untereinander sehr wichtig ist.

Betonen möchte ich, dass wir uns eher als Moderatoren und Begleiter verstehen und nur bedingt als Fachexperten. Wir können den unvoreingenommenen Blick von außen bieten und die richtigen Fragen stellen. Die Antworten erarbeiten wir mit den Projekten gemeinsam.

Wie wählt Ihr Eure Projekte aus?

Thomas Leppert: Wer Interesse hat, schreibt uns einfach eine E-Mail mit einer kurzen Beschreibung der Initiative und der Fragestellung, bei der Hilfe gesucht wird. Diese E-Mail geht an alle Ehrenamtlichen in unserem Team. Und wenn einer von uns Zeit und Lust zu diesem Projekt hat, dann geht es auch schon los. Unser Herz schlägt dabei für die, die sonst keine Hilfe bekommen, soziale Probleme lösen und sich für die Gesellschaft engagieren wollen. Das können etablierte soziale Projekte sein, aber genauso auch soziale Gründer, also Social Entrepreneurs.

Was unterscheidet ein Social Business von einem Social Entrepreneur?

Thomas Leppert: Das eine ist eine Unterform des anderen. Social Entrepreneurs gründen ein Projekt, um ein soziales Problem zu lösen. Je nach Problemlage und Möglichkeiten wählen sie eine passende Finanzierungsform, die auch auf klassischen Spenden und Zuschüssen basieren kann. Ein Social Business hat das gleiche Ziel, finanziert sich aber stärker aus eigenerwirtschafteten Mitteln und versucht, sich unabhängiger von Spenden zu machen.

Das Problem vieler Social Business-Ideen ist, dass sie nicht sehen, dass es – wie in der klassischen Wirtschaft – schwierig ist, überhaupt genug Geld zu verdienen. Schade ist dann, wenn die soziale Problemlösung letztlich nicht umgesetzt wird, weil die Gründer sich nicht aus dem Business finanzieren können. Social Entrepreneurs suchen dann nach anderen Möglichkeiten der Finanzierung, weil es ihnen im Kern um die Problemlösung geht und eben nicht nur um »Geld verdienen mit guten Taten«. Unter dieser Überschrift wird in Deutschland Social Entrepreneurship ja leider häufig falsch verstanden.

Ihr geht in die nächste Entwicklungsetappe. Wie sieht diese aus?

Thomas Leppert: Heldenrat will wachsen: 2013 wollen wir auch soziale Projekte in Berlin, Kiel, Bremen und Köln unterstützen. Um das zu finanzieren gründen wir unter anderem ein Beratungsunternehmen, dessen Gewinne in den Verein fließen. Dabei übertragen wir die Erfahrungen aus unserer Arbeit beim Heldenrat: Wir helfen Unternehmen, öffentlichem Sektor und größeren sozialen Einrichtungen dabei, ihre Abläufe und Strategien durch eine bessere Sinn- und Werte-Orientierung zu verbessern.

Dabei gehen wir sehr pragmatisch und problemorientiert vor: Die Optimierung von Serviceabläufen kann genauso Gegenstand der Beratung sein wie die Wirksamkeit von Veränderungsprozessen, die Motivation von Mitarbeitern oder die Entwicklung sozialer Innovationen zusammen mit anderen Akteuren des sozialen Sektors. Zentral ist immer unserer Beratungsansatz, der auf Partizipation, Fairness und Sinnstiftung basiert. Wir sind jedenfalls schon sehr gespannt und freuen uns gerade über die ersten Aufträge.

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[tr][th]Organisation/Initiative[/th] [th]Heldenrat[/th][/tr]

[tr][td]Was geschieht hier?[/td] [td]Gemeinnützige Organisationen und Social Entrepreneurs erhalten kostenlose Begleitung bei der Entwicklung ihrer Projekte.[/td][/tr]

[tr][td]Wie kann man mitmachen?[/td] [td]Der Heldenrat sucht – nicht nur in Hamburg – erfahrene Unternehmer und Berater, die gemeinnützige Projekte ehrenamtlich begleiten möchten. Außerdem freut sich der Heldenrat über Grafiker, Texter und Botschafter.[/td][/tr]

[tr][td]Website[/td] [td] www.heldenrat.org [/td][/tr]

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15. Oktober 2013 von

Kategorien: Hamburg bewegt, Tatkraft

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