Digitale Technologien und wachsende Komplexität verändern unsere Arbeitswelt. Das fordert Unternehmen und ihre Mitarbeiter heraus, kreative Lösungen zu entwickeln und sich gemeinsam zu engagieren. Die Gründerin von Goodplace.org, Monika Kraus-Wildegger, erklärt: Feelgood Management ist der Schlüssel zum Erfolg!
GOODplace.org ist auf der Suche nach Firmen entstanden, die eine gute Unternehmenskultur haben. Was ist eine gute Unternehmenskultur?
Als ich aus dem Ausland zurück nach Deutschland kam und eine Familie gründete, war ich auf der Suche nach Unternehmen, die Flexibilität und Freiheit in der Arbeit anbieten. Damit meine ich innovative Arbeitszeitmodelle, Jobsharing und Homeoffice die es möglich machen, Leben und Arbeit unter einen Hut zu bringen. Ich fand Unternehmen, die etwas Entscheidendes anders machen: Sie haben eine Unternehmenskultur, in der die Bedürfnisse des Menschen im Zentrum stehen. In Hamburg sind das Firmen wie Jimdo oder Ministry die im kreativen Bereich arbeiten. Das Prinzip dahinter heißt Feelgood Management: gezielte Angebote, die dafür sorgen, dass die Menschen in der Zeit am Arbeitsplatz einen guten Job machen können und Lust haben, sich für das Unternehmen zu engagieren.
Was kann ein Feelgood-Manager tun, damit aus dem Arbeitsplatz ein Goodplace wird?
Feelgood Manager können viel tun, um Rahmenbedingungen für eine gute Unternehmenskultur zu schaffen. Das kann ich an einem Beispiel erklären: Wenn der Montagmorgen mit einem offenen Frühstück beginnt, dann kommen die Mitarbeiter gut gelaunt ins Büro. Gleichzeitig bietet das Frühstück eine Gelegenheit, mit allen Personen aus dem Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Das Frühstück ist sozusagen crossfunktional: Ein Gemeinschaftserlebnis, bei dem ein Austausch stattfindet und man gleich ein Update zu laufenden Projekten bekommt. So wird die erste Zeit am Arbeitsplatz produktiv genutzt, statt sich mit schlechter Laune hinter dem Schreibtisch zu verkriechen. Es geht darum, dass die Mitarbeiter im Unternehmen sich wohlfühlen, um einen guten Job machen zu können. Wenn sie sich nicht über ihre Arbeitszeiten ärgern oder sich fragen, ob sie ihre Aufgaben gut erledigen, sind Kopf und Herz voll da, sich für das Unternehmen zu engagieren.
Warum ist Feelgood Management ein Erfolgsfaktor für Unternehmen?
Man kann der digitalen Transformation nur mit einer engagierten Belegschaft begegnen. Unternehmen werben um junge Talente mit hervorragenden IT-Kenntnissen und wollen sie auch langfristig halten. Feelgood Manager können für eine Willkommenskultur sorgen, die über den ersten Tag hinausgeht. Sie nehmen neue Mitarbeiter regelmäßig mit auf eine Tour durch das Unternehmen, besuchen mit ihnen alle Abteilungen oder veranstalten einen gemeinsamen Lunch. Auf diesem Weg holen sie auch Feedback ein.
Das ist Zukunftsdenken: Die Unternehmen können es sich nicht leisten, ihre jungen Talente zu verlieren. Sie brauchen engagierte Mitarbeiter aber laut einer Gallup Studie schieben 2/3 der Arbeitnehmer in ihrem Unternehmen nur Dienst nach Vorschrift. Statt ihre PS voll auf die Spur zu bringen, fahren sie die ganze Zeit mit angezogener Handbremse. Wenn es dem Feelgood Manager gelingt das zu ändern, leistet er einen echten Wertbeitrag.
Wie sieht es denn mit der Arbeitskultur in Hamburger Unternehmen aus?
Überdurchschnittlich gut! Hamburg ist ein „digital hub“. In der Hansestadt sitzen Unternehmen wie Xing, Google und diverse Onlinespiele-Entwickler, die mit ihrer Arbeitskultur ziemlich weit vorne sind. Aber auch Firmen aus dem Mittelstand steigen immer stärker in das Feelgood Management ein, ganz vorne das Bankwesen. Allein die Tatsache, dass man heute seine Einkäufe bei Amazon statt im Einzelhandel tätigt, bringt extreme Veränderungen mit sich. Deswegen wurde zum Beispiel aus dem Otto Versand eines der erfolgreichsten E-Commerce Unternehmen in Europa. Hier ist der Mensch die wichtigste Ressource und ein Feelgood Manager eine sinnvolle Investition. Jürgen Bock, Leiter der Kulturentwicklung von Otto, hat zum Beispiel den Culture Club ins Leben gerufen, ein innovatives und frisches Veranstaltungsformat mit dem Ziel, Mitarbeiter zu inspirieren und den Blick über den Abteilungs-Tellerrand zu fördern. Wir merken das bei Goodplace.org an der zunehmenden Nachfrage von Firmen aus Hamburg, die in unsere Fachkurse Feelgood Management und in die Ausbildung zum Feelgood Manager einsteigen.
Wie sieht ein Arbeitstag bei Goodplace.org aus?
Wir leben die Arbeitswelt 4.0! Mein Team und ich arbeiten mit E-Collaboration Tools, weil wir nicht alle in der gleichen Stadt sind. Für unsere Unternehmenskultur ist es aber wichtig, dass wir regelmäßig persönlich an einem Ort zusammenkommen. Wir treffen uns dann im Headquarter von GOODplace, meinem Home-Office, um zum Beispiel am Blog zu arbeiten. Die persönliche Zusammenarbeit zelebrieren wir richtig, indem wir uns Zeit für den persönlichen und fachlichen Austausch nehmen. Wobei das leibliche Wohl nicht fehlen darf. So wird regelmäßig gemeinsam gekocht. Ein anderer Ort, an dem wir arbeiten, ist die Modern Life School in Hamburg. Hier finden unsere Trainings und Ausbildungen im inspirierenden Lernumfeld von kreativem Denkraum, Café, Buchladen und Bibliothek statt. Feelgood Management ist eine junge Disziplin der Arbeitswelt 4.0, die für mehr Mensch und Erfolg steht. Hamburger Unternehmen, wie Jimdo und Ministry sind Pioniere und ausgezeichnete GOODplace-Unternehmen. Damit hat Hamburg neben der Elbphilharmonie ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, das des Impulsgebers für „gute Orte“-Arbeitgeber mit Feelgood Kultur.
Autorin: Julia Barthel
Foto: Monika Kraus-Wildegger © Gaby Bohle
1. Februar 2017 von RedaktionKategorien: Entscheider, Hamburg arbeitet, Unternehmenslust
Schlagworte: Arbeitswelt 4.0, digitale Transformation, Feelgood Management, Goodplace.org, Hamburg, Unternehmenskultur