Upcycling-Schneiderin Rachel Kopp: „Es müssen ausschließlich natürliche Stoffe sein“

Upcycling-Kleidung: Unikate aus Müll

Schon als Kind nähte Rachel Kopp mit ausgedienten Kleidungsstücken. Sie blieb sich treu und wurde eine anerkannte Upcycling-Schneiderin.

In ihrem kleinen Ladengeschäft „Schutz und Schmuck“ hat Rachel Kopp alles selbst gebaut: Tische, Regale und Lampen. Individualität ist der gelernten Schneiderin wichtig. Vielleicht ist der Wunsch, etwas Einzigartiges zu schaffen, sogar der Hauptantrieb für ihre Arbeit.

„Ich möchte meinen Kundinnen durch ein Kleidungsstück, das genau zu ihnen passt, ein Stück Freiheit, Leichtigkeit und Sicherheit geben“, sagt Rachel Kopp.

Schon als Kind hatte sie großen Spaß am Nähen. Die Stoffe reizten sie. Zu Übungszwecken nahm sie sich das Material, das daheim zu finden war. „Ich nähte mich nach und nach durch unseren gesamten Vorrat an aussortierter Bettwäsche und Stoffresten“, sagt Rachel Kopp, „die bunten 70er-Jahre-Muster hatten es mir angetan.“

Vorreiterin des Upcycling und Anhängerin von Nachhaltigkeit

Dass sie mit der Verwertung von Alltagsgegenständen, die eigentlich im Müll landen sollten, eine Vorreiterin des heute so genannten Upcycling war, konnte Rachel Kopp damals nicht wissen. Der Begriff kam erst Mitte der 1990er-Jahre auf.

Sie selbst nervt dieses Label inzwischen. „Als ich anfing, nannte man das Recycling. Das ist aber kein neues Modeding, sondern in vielen Teilen der Welt schlichtweg notwendig“, sagt Rachel Kopp.

Ihr geht es um Nachhaltigkeit. „Ökologisch“ klinge wunderbar, so Rachel Kopp. In den meisten Fällen laufe es am Ende aber doch wieder auf Konsum hinaus. Deshalb findet Rachel Kopp den Do-it-yourself-Gedanken so wichtig. „Wie kann ich meine Umgebung gestalten, ohne zu konsumieren, ist für mich die Frage.“

In ihrer Arbeit ist sie daher konsequent ressourcenschonend. Das Material fliegt ihr förmlich zu, sie bekommt es von Freunden oder findet es auf Flohmärkten. „Aber es müssen ausschließlich natürliche Stoffe sein“, sagt Rachel Kopp. Sie findet die Vorstellung, Kunstfasern auf der Haut zu tragen, unangenehm.

Mützen für die kältere Jahreszeit – aus alten Pullovern und T-Shirts

Derzeit stellt sie in ihrer Werkstatt im Schanzenviertel viele Mützen her. Bald kommen die kälteren Tage. Für den Oberstoff wäscht Rachel Kopp ausgediente Pullover bei 90 Grad Celsius, damit die Wolle verfilzt. Für das Futter verwendet sie alte T-Shirts aus Baumwolle – gemusterte, jedes ein Unikat. Die Kunden schätzen das, Upcyling-Produkte sind gefragt.

Darüberhinaus sorgt Rachel Kopp dafür, dass in die Jahre gekommene Kleider überleben. „Ich schicke die Lieblingsstücke meiner Kunden wieder ins Rennen.“ Sie restauriert das Kleid der Oma oder die Uropa-Jacke. „Ein Kleidungsstück ist ein Begleiter, es verbindet sich mit dem Besitzer.“

Ist es nicht aber ein langer Prozess für jeden einzelnen, zum Konsumverzicht zu gelangen? Rachel Kopps Antwort kommt prompt: „Ich glaube, das Verlangen, immer mehr haben zu wollen, ist gar nicht in uns drin.“ Und woher kommt es? „Es wird uns eingepflanzt.“

Autor: Hilmar Schulz

Bildbeschreibung: Upcycling-Schneiderin Rachel Kopp: „Es müssen ausschließlich natürliche Stoffe sein.“

6. Oktober 2014 von Redaktion

Kategorien: Hamburg produziert, Unternehmenslust

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