Aktivoli

Aktivoli-Marktplatz: Mit guten Ideen Gutes tun

Firmen und gemeinnützige Projekte können voneinander profitieren. Auf dem Aktivoli-Marktplatz kommen sie zusammen – und tauschen eifrig.

Es soll eine Börse der Ideen und Erfahrungen sein: Beim Aktivoli-Marktplatz treffen sich Hamburger Unternehmen und gemeinnützige Organisationen, um miteinander ins Geschäft zu kommen. Dabei geht es nicht um Geld – die Teilnehmer bieten ihre speziellen Erfahrungen und Ideen an. Das Konzept stammt aus den Niederlanden und wurde 2006 von der Bertelsmann Stiftung in Deutschland initiiert. Mittlerweile beteiligen sich auch hier gut 90 Städte. In Hamburg findet der Marktplatz unter der Schirmherrschaft der Handelskammer am 30. Oktober zum fünften Mal statt. Ein Gespräch mit Maren Gutmann, Organisatorin von „Aktivoli-Marktplatz – Gute Geschäfte Hamburg“.

Maren Gutmann, darf auf dem Aktivoli-Marktplatz wirklich alles getauscht werden?

Ja, es geht um ehrenamtliches Engagement, Weitergabe von Sachspenden, Dienstleistungen, Infrastruktur oder einfach Know-how. Es gibt nur ein Tabu: keine Geldspenden.

Warum diese Einschränkung?

Die gemeinnützigen Organisationen kommen nicht als Bittsteller hierher. Es geht vielmehr um Begegnungen auf Augenhöhe. Sowohl die Unternehmen als auch die Gemeinnützigen haben Kompetenzen und spezifisches Knowhow, die sie in neue Kooperationen einbringen – zu beidseitigem Vorteil.

Was ist besser an diesem Tausch als der Handel von Waren gegen Geld?

Es geht dabei um mehr. Wir sind davon überzeugt, dass alle etwas zu bieten haben. Die Teilnehmer sollen kreativ werden, miteinander sprechen und einen Blick über den eigenen Tellerrand werfen. Dafür ist der persönliche Austausch am besten geeignet.

Wer kommt zum Marktplatz?

Wir achten darauf, dass die ganze Bandbreite vertreten ist. Es nehmen Vertreter von Firmen unterschiedlichster Branchen und Größe teil. Wir haben zum Beispiel Google, Hermes Logistik oder die Druckerei Monno dabei, aber auch Freelancer wie PR-und Kommunikationsberater. Auf Seiten der Gemeinnützigen gibt es eine Mischung, die von Hospizen über Obdachlosenhilfe bis zum Mehrgenerationenhaus reicht.

Unternehmen haben die Aufgabe, Waren oder Dienstleistungen zu verkaufen. Welches Interesse haben sie am Tauschhandel?

Es geht vor allem um Mitarbeiterbindung und Image-Förderung. Corporate Social Responsibility, das soziale Engagement eines Unternehmens, ist inzwischen in vielerorts angekommen. Die größeren Firmen haben dafür eigene Abteilungen. Andere wiederum wollen mehr tun als zu spenden. Gleichzeitig möchten sie ihre Mitarbeiter beteiligen, wissen aber noch nicht wie.

Gibt es dafür Lösungen?

Ja. Die Obdachlosenhilfe hat zum Beispiel einen Stadtrundgang in sozial kritische Bereiche veranstaltet. Damit konnte sie den Unternehmensvertretern ganz neue Einblicke und Erfahrungen verschaffen.

Ihr Engagement tragen die Unternehmen auch nach außen?

Genau. Damit können sie zeigen: Wir meinen es ernst, wir produzieren nicht nur Worthülsen, sondern tun etwas Gutes – mit konkreten Projekten. Darüber hinaus fördern diese Aktionen auch den Bekanntheitsgrad der Beteiligten und erweitern ihre Netzwerke.

Was für Geschäfte sind bisher auf dem Marktplatz abgeschlossen worden?

In einem Fall waren es Bürodrucker gegen Burnout-Beratung. Ein Logistik-Unternehmen hat die Weihnachtspäckchen von Hamburg Leuchtfeuer ausgeliefert und bekam im Gegenzug Trauerberatung. Diese Beispiele zeigen, dass es wirklich um die Kernkompetenzen geht. Dabei spielen auch tabuisierte Themen eine Rolle, die die Mitarbeiter betreffen. Viele Firmen interessieren sich durchaus für deren Wohl.

Wie viele Geschäfte kommen auf dem Aktivoli-Marktplatz zustande?

In den vergangenen vier Jahren sind über 300 Engagement-Vereinbarungen verabredet worden.

Wurden alle umgesetzt?

Ja, mit wenigen Ausnahmen. Im Rahmen einer Folgeaktion informieren wir uns über den Verlauf der Kooperationen. Und wenn es Fragen bei der Konkretisierung gibt, stehen wir auch vermittelnd zur Verfügung.

Glauben Sie, dass diese Art des Tauschhandels in Zukunft zunehmen wird?

Ich hoffe es sehr. Denn Austausch, Miteinander und Vernetzen dient beiden Seiten gleichermaßen, den Vertretern aus der Wirtschaft und aus dem sozialen Bereich. Da treffen eigentlich zwei Welten aufeinander, die sich aber gegenseitig befruchten und voneinander lernen können.

Das klingt nach Harmonie.

Es funktioniert tatsächlich. Ich habe im vergangenen Jahr selbst erlebt, wie die Leute beseelt und mit leuchtenden Augen aus der Veranstaltung kamen.

Autor: Hilmar Schulz
Bildbeschreibung Titelfoto: Aktivoli-Organisatorin Maren Gutmann: „Begegnungen auf Augenhöhe“.

27. Oktober 2014 von Redaktion

Kategorien: Hamburg teilt, Unternehmenslust

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